Runder Tisch Lehrkräftebildung 21. November 2017
In Zusammenarbeit mit dem Zentrum für Lehrerbildung (ZfL) der TU Kaiserslautern und dem Fachbereich Bildungswissenschaften der Universität Trier veranstaltete unsere Initiative den zweiten Runden Tisch der Tagungsreihe Lehrkräftebildung: Inklusion und Schule am 21. November 2017 an der Universität Trier. Die Veranstaltung fand vor einem Auditorium von etwa 80 Personen statt.
Einführend stellt Frau Prof. Dr. Standop (Uni Trier) die Referenten des Nachmittags vor, die jeweils aus den drei Phasen der Lehrerbildung (Universität, Studienseminar, Schule) Konzeptbeispiele für eine gelingende Inklusion erläutern werden. Das Ziel dieser gemeinsamen Veranstaltung, so Frieder Bechberger-Derscheidt in seiner kurzen Begrüßung, sei es, den Versuch zu wagen, Zugänge zur Umsetzung von Inklusion im Lehramtsstudium, dem Referendariat und in der konkreten Schulpraxis zu zeigen.
Frau Dr. Weyand (ZfL Uni Trier) stellt im ersten Referat die Frage: Wie inklusiv ist die Lehrkräftebildung? Die bisherige Lehramtsausbildung sei Defizit orientiert gewesen. Die Studierenden wurden mit dem Ziel beraten, sich als geeignet oder ungeeignet für den Lehrerberuf zu fühlen. In einem neuen Ansatz werden leistungsorientiertere Studierende stärker unterstützt. Über extracurriculare Angebote sollen nach ausführlicher Diagnose über eine Potenzialanalyse besondere Kompetenzen (zum Beispiel Leadership) erkannt und gefördert werden. Die Theorie wird ergänzt durch einen praktischen Teil (Service Learning) an kooperierenden Schulen.
Als einen Ansatz, das Wesen von Inklusion in der ersten Phase der Lehrkräftebildung zu vermitteln, beschreibt Herr Winkels (Uni Trier) in der nächsten Präsentation ein Modul, das für Studierende an Realschulen plus eingerichtet wurde. In theoretischen Übungen werden zum Beispiel Texte in einfache Sprache transkribiert. Es wurden Plakate entwickelt, die die Begriffe Heterogenität und Inklusion visualisieren und dadurch bewusster machen. Parallel dazu werden Institutionen besucht (unterschiedliche Schultypen, Lebenshilfeeinrichtungen), in denen Inklusion praktisch erfahrbar ist.
Für Herrn Ringel, Leiter des staatlichen Studienseminars für Realschulen plus in Trier, ist Inklusion immanent in der Ausbildung inkludiert. „Inklusion fließt immer und überall ein.“ (Ringel) Für die Zuhörer erstaunlich war dann doch zu erfahren, dass das Studienseminar durch einen vom Bildungsministerium zugeordneten Förderschullehrer unterstützt wird, der zusätzliche Seminare und eine Inklusionssprechstunde anbietet. Ein Modul Förderpädagogisches Basiswissen ergänzt die Ausbildung. Hier taucht die Gefahr auf, dass das additive Angebot förderpädagogischer Kompetenzen die zu begrüßende Intention, dass „Inklusion … immer und überall ein(fließt, d. Vf.)“ konterkariert wird.
Der ehemalige Leiter des Auguste-Viktoria-Gymnasiums in Trier, Herr Hügle, beschreibt schließlich den Zugang seiner Schule zu Inklusion. Über die Förderung von hochbegabten Schülerinnen und Schüler in Sonderklassen entwickelte sich – mit Unterstützung einer psychologischen Fachkraft – ein Zugang zu Heterogenität mit der Konsequenz einer individuellen Förderung von Jugendlichen mit körperlichen Beeinträchtigungen oder mit Migrationshintergrund. Die Schule stieß dabei oft an Hemmnisse (Ressourcenprobleme und die spezifische Zielsetzung des Gymnasiums der Hochschulreife), die „Inklusion am Gymnasium“ (Hügle) erschweren.
In der abschließenden, zu kurzen Diskussion mündete das Aufzählen von Inklusion verhindernden Bedingungen in den Appell an die politisch Verantwortlichen, für bessere personelle, finanzielle Ressourcen zu sorgen und strukturelle Hindernisse zu beseitigen.
Der nächste Runde Tisch ist für das Sommersemester 2018 an der Universität Mainz vorgesehen.
22. November 2017, Hans-Dieter Leonhardt.